Geschichte der Sauer-Orgel (1889/1908)

Im Zusammenhang mit ihrer neugotischen Umgestaltung erhielt die Thomaskirche 1889 eine neue Orgel von Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder). Das Werk hatte auf drei Manualen und Pedal 63 Register und mechanische Kegelladen. Bereits 13 Jahre später wurden erstmals klangliche und technische Veränderungen an der Orgel vollzogen. Als 1902 Karl Straube das Amt des Thomasorganisten antrat, entwickelte er bald Pläne, die Orgel zu vergrößern. 1908 erweiterte dann Wilhelm Sauer das Werk auf seine heutige Größe (88 Register bei pneumatischer Spiel- und Registertraktur).

Nachdem sich die Orgel im weiteren Verlauf ihrer Geschichte klangliche Veränderungen im Sinne des Neobarock gefallen lassen musste, wurde sie seit 1988 in mehreren Restaurierungsetappen durch die Orgelbauwerkstatt Christian Scheffler in ihren alten Zustand von 1908 zurückversetzt. Durch ihre Größe, Qualität und Geschichte zählt sie zu den bedeutendsten spätromantischen Orgeln Deutschlands und genießt internationalen Denkmalrang.

Während der Restaurierung der Thomaskirche in den Jahren 1997 bis 2000 war die Sauer-Orgel das einzig bespielbare Instrument. Durch den Baustaub wurde sie stark in Mitleidenschaft gezogen. Im Jahr 2005 wurde das gesamte Pfeifenwerk der Orgel ausgebaut und jede der fast 6.000 Pfeifen in Handarbeit gereinigt, wieder eingebaut, nachintoniert und gestimmt. Ebenso musste das Gewölbe über der Orgel saniert werden, denn es hatten sich dort Risse gebildet. Dank einer intensiven Spendenakquise ist es dem Verein Thomaskirche-Bach e.V. in eineinhalb Jahren gelungen, über 150.000 Euro für die Restaurierung der Sauer-Orgel aufzubringen. Aufgrund der günstigen Spendenentwicklung konnte auch die originalgetreue Rekonstruktion der vier fehlenden Sauerschen Pedalregister (Majorbass 32’, Salicetbass 16’, Violon 16’ und Principal 8’) durchgeführt werden. Im Oktober 2005 fand die feierliche Wiedereinweihung der Sauer-Orgel statt.

Die Sauer-Orgel in der Thomaskirche Leipzig
Spieltisch Sauer-Orgel Thomaskirche Leipzig

Spielhilfen an der Sauer-Orgel

Manualkoppeln II/I, III/I, III/II
Pedalkoppeln I/P, II/P, III/P

Koppeln sowohl einzeln in den Handregistern und freien
Kombinationen als auch dauerhaft wirkend als Druckknöpfe/Pedaltritte schaltbar

Tuttikoppel (als Tritt)
Pedaloctavkoppel (als Tritt)
Manualsuboctavkoppel (als Druckknopf, = II/I sub)

Feste Kombinationen: Mezzoforte, Tutti
Piano-, Mezzoforte-, Forte- und Tuttipedal
Pedalstimmen ab, Handregister ab, Rohrwerke an und ab
drei frei einstellbare Kombinationen

Rollschweller (Walze) mit Absteller (Koppeln nicht in Walze integriert)
Jalousieschweller für Manual III
Röhrenpneumatik (Spiel- und Registertraktur)

Tonumfang (a' = 443 Hz bei ca. 21° Celsius): Manuale C-a’’’, Pedal C-f’

Temperierung gleichstufig

Disposition Sauer-Orgel

I Hauptwerk C–a3
Principal 16′
Bordun 16′
Principal 8′
Doppelfloete 8′
Geigenprincipal 8′
Gamba 8′
Flûte 8′
Quintatön 8′
Gemshorn 8′
Flauto dolce 8′
Gedackt 8′
Dulciana 8′
Quinte 5 13
Octave 4′
Violini 4′
Gemshorn 4′
Rohrfloete 4′
Octave 2′
Rauschquinte II  
Mixtur III  
Cornett II–IV  
Scharf V  
Groß-Cymbel IV  
Bombarde 16′
Trompete 8′
II Manual C–a3
Salicional 16′
Gedackt 16′
Principal 8′
Schalmei 8′
Flûte harmonique 8′
Concertfloete 8′
Harmonica 8′
Rohrfloete 8′
Salicional 8′
Gedackt 8′
Dolce 8′
Octave 4′
Salicional 4′
Flauto dolce 4′
Quinte 2 23
Piccolo 2′
Cornett III  
Mixtur IV  
Cymbel III  
Tuba 8′
Clarinette 8′
III Schwellwerk C–a3
Gamba 16′
Gedackt 16′
Principal 8′
Viola 8′
Spitzfloete 8′
Quintatön 8′
Flûte d'amour 8′
Gemshorn 8′
Gedackt 8′
Aeoline 8′
Voix céleste 8′
Praestant 4′
Traversflöte 4′
Fugara 4′
Traversfloete 4'
Quinte 2 23
Flautino 2′
Harmonia aetheria III  
Trompette harmonique 8′
Oboe 8′
Pedal C–f1
Majorbass 32′
Untersatz 32′
Contrabass 16′
Principal 16′
Violon 16′
Gemshorn 16′
Subbass 16′
Salicetbass 16′
Lieblich Gedackt 16′
Quintbass 10 23
Offenbass 8′
Octave 8′
Cello 8′
Gemshorn 8′
Bassfloete 8′
Dulciana 8′
Octave 4′
Flauto dolce 4′
Posaune 32′
Posaune 16′
Trompete 8′
Clarine 4′