Ansprache zur Einweihung des Neubaus der Grundschule forum thomanum am 20. März 2017

Am 20. März 2017, dem 805. Geburtstag der thomana, konnten das neue Schulgebäude der Grundschule forum thomanum und das zum Hort umgebaute ehemalige Gemeindehaus der Lutherkirche eingeweiht werden. Die Einweihung begann mit einem Festgottesdienst in der Lutherkirche.

  • 22.03.2017
  • Pfarrerin Taddiken

Ansprache im Gottesdienst zur Einweihung der Grundschule forum thomanum am 20. März 2017 in der Lutherkirche Leipzig

Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. 25 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet. 26 Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. 27 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß. 

Matthäus 7,24-27

Liebe Festgemeinde,
klug ist, wer sein Haus auf Fels baut und nicht auf Sand. Unsere Schule und unser Hort, die wir heute mit Euch und Ihnen allen einweihen, stehen nicht auf Sand, sondern fest gegründet. Die Schule sogar auf riesigen festen Pfählen, das war nötig aufgrund der Bodenbeschaffenheit und des Grundwasserpegels.

Aber: Es gibt natürlich noch ein paar andere Säulen, auf denen dieses Haus ruht. Eine repräsentiert der heutige Tag selbst, der 20. März 2017. Wir feiern können heute den 805. Geburtstag der thomana feiern. Denn: Am 20. März 1212 war die Errichtung eines Chorherrenstifts St. Thomas zu Leipzig beschlossene Sache! Und die Gründungsurkunde dessen, was wir unter dem Dreiklang „Glauben, Singen, Lernen" seit unserem 800. Jubiläum vor genau fünf Jahren zusammenfassen, trägt diesen Namen: Die Gemeinschaft von Thomaskirche, Thomanerchor und Thomasschule.

Also: Ein wunderbarer Tag für die Einweihung! Und wir sind froh, dass es bis heute alles so weit geschafft ist und Ihr Kinder auch schon eingezogen seid!
Als es vor vielen Jahren darum ging, diese Schule zu gründen, war eins sehr stark im Blick: Vor allem den Nachwuchs für den Thomanerchor zu finden, ihn qualifiziert auszubilden und so die Arbeit des Chores erheblich zu unterstützen und für die Zukunft abzusichern. Immer deutlicher wurde aber im Laufe der Zeit, wie wichtig für alle Kinder die Säulen sind, auf denen das Konzept dieser Schule basiert: Sich auseinanderzusetzen mit den Wurzeln unserer jüdisch-christlich geprägten Kultur, sich einzuüben in die Traditionen, die unsere Gesellschaft immer noch prägt und darin zu einer eigenen Haltung zu finden. Sprachfähig zu werden in Bezug auf die Dinge, die unser gemeinsames Leben zusammenhalten. Und: Eine eigene Position dazu entwickeln zu können. Anzuerkennen, dass unsere Vielfalt an Meinungen, Haltungen, Religiosität und anderem als etwas zu verstehen ist, was uns alle miteinander stärkt. Dass die Akzeptanz und Toleranz des anderen und auch des Fremden unser friedliches Zusammenleben sichert. Es wurde gerade in der letzten Zeit immer deutlicher: Ja, ein sicheres Fundament für ein Gebäude wie eine Schule ist nötig. Aber das gilt genauso für unser Leben. Und das kommt nicht von selbst. Die Profile Musik, Sprachen, Religion durchwirken das Schulleben, sie sind die Säulen dieser Schule.

Aber worauf haben wir noch gebaut in den letzten Jahren? Wir haben gebaut auf das Zusammenwirken verschiedenster Institutionen. Wir haben immer daran geglaubt: Es funktioniert, wenn alle es wollen. Mit der Stadt Leipzig, dem Land Sachsen, der Bürgergesellschaft, der Kirche und vielen anderen. Liebe Frau Staatsministerin Kurth, lieber Herr OBM Jung, stellvertretend für die Institutionen, die Sie repräsentieren, haben wir Ihnen und dem leider nicht anwesenden Staatsminister Sebastian Gemkow heute besonders zu danken. Ohne Ihren - auch durchaus persönlichen - Einsatz wären wir heute nicht hier. Sie gehören auch zu den Säulen, auf denen unsere Schule ruht und auch manches andere, damit die Arbeit drum herum organisiert werden kann.

Wir haben, auch wenn es nicht immer leicht war, auch daran festgehalten, einmal Begonnenes nicht abbrechen, wir sind immer überzeugt gewesen von der Güte und der Tragfähigkeit des Stadtratsbeschlusses von 2009, diese Schule ins Leben zu rufen - und mittlerweile gibt es mit der Anna-Magdalena-Bach-Schule noch eine weitere Schule mit der gleichen Aufgabe und wir freuen uns, liebe Frau Moran, über die gute Zusammenarbeit.

Und nicht zuletzt waren und sind mit die Wichtigsten, auf die wir bauen konnten und immer noch bauen: Diejenigen, die die Vision von dieser Schule hatten - und überhaupt vom Bildungscampus forum thomanum. Die, die sie über all die Jahre getragen haben und immer wieder überlegt haben: Wie machen wir jetzt weiter. Und da ist ganz vorn an Pfr. (von wegen in Ruhe) Christian Wolff zu nennen, der im Verbund mit Alt-Thomaskantor Georg Christoph Biller seinerseits begonnen hat, diese Vision nicht nur zu haben, sondern umzusetzen. Und der immer wieder Leute gewinnen konnte, die dann ihrerseits ebenfalls ein unglaubliches Maß an Arbeit, freier Zeit und auch Geld eingebracht haben. Dir, lieber Christian, gilt heute eigentlich unser größter Dank. Diese Schule ist Deine Herzensangelegenheit. Für die hast Du gedacht, gekämpft und manchmal gelitten - aber jetzt ist sie da - und das zählt!

Und gleich danach - aber danach trifft's eigentlich nicht wirklich - gilt der besondere Dank unserer Architektin Gabriele Weis für die unglaubliche Unterstützung - und, liebe Gabriele, auch allen Deinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Frau Brauer allen voran. Und genauso unserem unermüdlich vor allem in den letzten Wochen des Baus ackernden stellv. Vorsitzenden des Vereins forum thomanum e.V. Alexander Hohnert. Alex, Danke, was soll ich sagen? Und ganz großer Dank gilt einem unserer größten Pfunde, das über die Jahre sprichwörtlich gewuchert hat: unserer wunderbaren Geschäftsstelle mit den Säulen Rolf Ahrendt, Sophie Roennecke und Sulamith Wolf.
Und da sind auch all die, die gesagt haben: Das stütze ich, das überzeugt mich, all diejenigen, die mit kleinen und größeren Summen geholfen haben: Den unterschiedlichen Institutionen des Landes und der Stadt, der Mercator-Stiftung, der Sparkasse Leipzig, unseren Partnern, allen voran das BMW- Werk Leipzig. Aber vor allem auch vielen, vielen einzelnen wie Arendt Oetker, Al und Ingrid May, Lore und Jochen Kirchhoff. Sie drei, oder besser gesagt, fünf, obwohl Al und Ingrid leider nicht hier sein können, möchte ich stellvertretend nennen in der Hoffnung, dass wir heute möglichst niemanden vergessen, der uns, wie Sie geholfen hat.

Und nicht zuletzt sind große Säulen dieses Hauses diejenigen, die seit Jahren dafür sorgen, dass das ganze Konzept auf einem tragfähigen Fundament ruht. Man kann sich schon gar nicht mehr vorstellen, dass Ihr das Jahre lang im Provisorium in Gohlis-Nord gemacht und wie Ihr das hinbekommen habt. Danke, liebe Meike Schlenczeck, liebe Heike Fröhlich und alle andren, dass Ihr und Sie das mitgetragen und aufgebaut habt unter wirklich nicht ganz leichten Umständen.

Dank aber auch Euch Kindern! Ihr erweckt diese beiden Gebäude jetzt erst richtig zum Leben: Das alte ehrwürdige Gemeindehaus der Lutherkirche ist nicht nur durch unsere Architektin und die Bauleute in seiner ganzen Schönheit wachgeküsst worden, sondern auch durch euch! Und die neue Schule ist so gebaut, dass Ihr die Farbakzente setzt, immer wieder neu. Und so, wie es das alte und das neue Gebäude in ihrer Einheit zeigen, soll es sein: Dass auch an diesem Ort die heute 805 Jahre alt gewordene Tradition der thomana gelebt werden kann und sich immer wieder erneuern möge.

Zusammen mit allen, denen wir als weitere Säulen heute wirklich nur danken können für alle Unterstützung: Thomaskantor Gotthold Schwarz und der ganzen Chorleitung des Thomanerchors und allen Mitarbeitenden, der Kita von nebenan, Frau Kormann und Herrn Müller von der Thomasschule. Wir freuen uns auf die Nachbarschaft und allen wunderbaren Austausch!

Es ist jetzt doch zu einer Dankesrede geworden über dieses wunderbare Haus, das wir heute einweihen und seine Säulen. Aber ich tue das durchaus ganz bewusst in diesem Gottesdienst. Denn es ist mir ein Anliegen - und ich weiß, dass ich das mit vielen teile - diesen Dank auch vor Gott zu bringen. Es geht auch gar nicht anders, wenn wir die Worte Jesu aus der Bergpredigt ernstnehmen. Denn da geht es ja auch darum, sich bewusst zu machen und zu fragen: Auf welchem Grund stehe ich? Worauf will ich im Leben bauen? Diejenigen, die unterstützt haben, was wir heute feiern und denen ich, möglicherweise unvollständig in der Ausführung aber vollständig im Herzen, haben darauf eine Antwort gefunden. Wir unterstützen das, worauf dieser Bau ruht. Das Konzept, die Idee, die Menschen und das, was uns miteinander aufgetragen ist, um die Geschichte und Tradition der thomana für das 9.Jahrhundert ihres Bestehens auf ein solides Fundament zu stellen.

Aber: All das würde eben auch nicht reichen, wenn wir nicht das berücksichtigen würden, was Jesus in seinem Gleichnis vom Hausbau anspricht. Nämlich: Seine „Rede zu tun" - also wesentliche Punkte der Bergpredigt zu befolgen. Allem voran sicher die „Goldene Regel", die sich in unterschiedlichen Formen auch in anderen Religionen und nicht zuletzt auch bei Immanuel Kant findet: Den anderen immer so zu behandeln, wie man selbst von ihm behandelt werden will.
Und das scheint mir im Moment einer der wichtigsten Punkte unseres Zusammenlebens zu sein, nicht nur hier in Leipzig, sondern auch darüber hinaus. Das zu beherzigen: Auf den anderen zu achten wie auf mich selbst. Und: Verantwortung für ihn zu übernehmen statt gleichgültig nebenher zu leben. Und das ist uns allen möglich. Den Kleinen und den Großen. In der Schule und außerhalb. Den Kindern, den Jugendlichen, den Erwachsenen. „Selig sind, die Frieden stiften", sagt Jesus zu Beginn der Bergpredigt. Darum geht es letztlich: um dieses Ziel.

Gebe Gott, dass unsere Grundschule forum thomanum und alle, die mit ihr verbunden sind, dazu beitragen kann in unserer Stadt, in unserem Land, in unserer Welt. Amen.

Britta Taddiken, Pfarrerin an der Thomaskirche, taddiken@thomaskirche.org