Ansprache zur Verabschiedung von Pfarrerin Britta Taddiken in den Ruhestand - 6.1.2024, 9.30 Uhr, St. Thomas

  • 06.01.2024 , Epiphanias
  • Superintendent Sebastian Feydt

Ansprache zur Verabschiedung von Pfarrerin Britta Taddiken in den Ruhestand - 6.1.2024, 9.30 Uhr, St. Thomas

Liebe Gemeinde, liebe Britta, was für ein großes Geschenk, Dich als Pfarrerin

und als Predigerin erleben zu dürfen; heute hier, und viele hier in der Thomaskirche in den vergangenen 13 Jahren. Am Epiphaniastag 2011 bist Du in das Amt eingeführt worden. Als erste Frau im Pfarrdienst in der Thomaskirche seit 800 Jahren. Gott sei Dank!

Hier ging durch Dich und Deine lebensnahe, am biblischen Text orientierte und theologisch klug durchdachte Art zu predigen – predigen als Gespräch mit den Menschen zu verstehen, ein warmer Kraftstrom nicht nur von den Emporen aus hinunter in die Gemeinde, sondern eben auch von der Kanzel aus zu den Menschen hier in der Kirche.

Du hast uns eben genau damit berührt.

Mit diesem genialen Zusammenklang von Wort und Musik, von gesungener und gesprochene Predigt. So, dass auch diejenigen, die meinen, musikalisch nicht so bewandert zu sein, auch die sich für religiös unmusikalisch halten, angesprochen sind.

Und nicht nur angesprochen, sondern eben mit ihrem Leben erfasst und beschenkt sind.

Die Resonanz, die Du hier - verbunden mit so vielen haupt- und ehrenamtlich Mitwirkenden,

mit dem Thomanerchor und allen Musizierenden in dieser Kirche über eine so lange Zeit bewirkt hast - diese Resonanz war und ist überwältigend.

Denn die Thomaskirche hat eine weltweite Ausstrahlungskraft und Du bist damit beschenkt, der geistlichen Kraft dieser Ausstrahlung dein Herz, deine Stimme und auch dein Gesicht geben zu dürfen.

Wie Du dabei hinter dich selbst geblickt hast, hinter Dich selbst zurückgetreten bist,

um Gott als den Geber Deiner Begabungen erlebbar werden zu lassen - das verrät viel über Dich, Dein Verständnis, die Menschen zu lieben und zu achten und damit gleichzeitig Gott zu ehren.

Du kannst das: sich nicht selbst in den Mittelpunkt zu stellen, sich nicht selbst so wichtig zu nehmen, sondern etwas abständig zu bleiben – und trotzdem herzlich lachen zu können, auch über sich selbst.

Und mit Gott.  Das befreit.

Und macht unabhängig.

Schafft eine Unabhängigkeit von anderen Menschen. Die hast Du.

Und gleichzeitig eine tiefe Bindung, ein großes Vertrauen in Gottes Wirken im eigenen Leben. Dieses Vertrauen hast Du auch.

Und Du teilst es mit anderen.

Teilst es als geschätzte Seelsorgerin.

Als eine solch seelsorglich zugewandte Kollegin habe ich dich erlebt, als wir vor Weihnachten über diesen Moment heute hier gesprochen haben. Da hast Du gesagt: Am besten beginnst Du damit, dass wir heute allen Grund haben, dankbar zu sein, dass wir hier sind, dass wir am Leben sind.

Liebe Gemeinde, so ist Britta Taddiken!

Auch für die schweren Momente im Leben findet Sie das gute, wegweisende Wort.

Während wir noch mit den Folgen Deiner Erkrankung hadern, es Gott klagen, dass Du nicht mehr die Kraft hast, diesen herausfordernden Dienst hier in der Thomaskirche fortzusetzen; während wir noch klagen, sprichst Du die Dankbarkeit aus.

Weil Dich die Weisheit des Evangelisten Johannes leitet: Wer an seinem Leben festhält, wird es verlieren. Wer aber sein Leben in dieser Welt loslässt, wird es für alle Ewigkeit gewinnen. (Johannes 12,25 in ÜS „Hoffnung für alle) Oder wie Du es kurz mit eigenen Worten fast: Alles, was Du festhältst, wirst Du verlieren, was Du loslässt, wirst Du gewinnen.

 

Liebe Britta, folge ich dieser biblischen Lebens-Weisheit, bist Du für mich eine Stifterin mitten im Leben.

Wer stiftet, legt ein Guthaben an. Sorgt dafür, dass es Menschen guthaben. Beim Stiften klammern wir nicht, halten nicht fest, sondern geben, lassen los, teilen, was uns gegeben ist: Zeit, Begabung, mein Vermögen.   

Du hast im besten Sinn des Wortes hier für ein Gut-Haben gesorgt, ein Guthaben angelegt.

Hier in der Thomaskirche: Die Spuren Deines Wirkens als langjährige Pfarramtsleiterin haben sich in dieses Gotteshaus eingeprägt.

Du hast ein Gut-haben angelegt in der Gemeinde, die für Dich viel größer ist als die Gruppe der getauften Gemeindeglieder.

Es ist eine weltweite Gemeinde.

Du hast als politisch hellwache Geistliche in dieser Stadt Leipzig ein Guthaben angelegt.

Leipzig darf sich glücklich schätzen, einen solchen Schatz im Herzen der Stadt zu wissen. Und wir werden dich vermissen.

Wer so, wie Du, stiftet, behält nicht das, was er/sie meint, verdient zu haben, bei sich, sondern lässt locker, gibt weiter, teilt und teilt aus. Wir teilen heute auch unsere Dankbarkeit für Dein Wirken mit Dir.

Und teilen Dir mit, dass wir darauf bestehen wollen, dass das wirklich nur „vorerst die letzte Predigt war - Wie hast Du gesagt? - die man hält“.

Die Türen in der Thomas-Kirche,

die Türen des Thomas-Hauses

die Türen zum Thomanerchor stehen Dir immer offen. Du bist hier herzlich gern gesehen und geschätzt.

Amen.

Gott segne deinen Weg

Gott segne Deinen Weg | die sicheren und die tastenden Schritte, die einsamen und die begleiteten, | die großen und die kleinen            

Gott segne Deinen Weg | mit Atem über die nächste Biegung hinaus  mit unermüdlicher Hoffnung | die vom Ziel singt, das sie nicht sieht mit dem Mut, stehenzubleiben | und der Kraft, weiterzugehen                                                    

Gottes Segen umhülle Dich auf deinem Weg | wie ein bergendes Zelt                                       Gottes Segen nähre Dich wie das Brot und der Wein                                                                 Gottes Segen leuchte Dir auf deinem Weg wie der Stern in der Nacht

Geh im Segen | und gesegnet bist du Segen wirst du Segen |bleibst Du Segen wohin dich der Weg auch führt.

Superintendent Sebastian Feydt, 6.1.2024