Gedanken zum Tag

  • 05.04.2020 , 6. Sonntag der Passionszeit - Palmarum
  • Pastor i. R. Axel Denecke

Ich bin 81 Jahre alt – und irgendwann denkt man,. Es geht zu Ende. Man hat schon alles erlebt, es kommt nix Neues mehr dazu. Alles wiederholt sich nur.

Alles wiederholt sich? Von wegen! So etwas wie die jetzige Corona-Krise hab ich noch nie erlebt. Nun sagen gewiss einige. Muss auch nicht sein. Ja, muss nicht, aber ist nun mal so. Und ich bin immer wieder bass erstaunt, wie viel Kreativität sie frei setzt. Was die Menschen auf einmal alles neu machen, wie die Kirche mit ihren leeren räumen umgeht, wie ganz neue Kontakte entstehen. Sicher, das wollte Corona nicht. Hat es aber um die Ecke herum erreicht. Das Leben ist auch mit 81 Jahren noch voll Überraschungen - oder soll ich gar sagen: Wunder?

Ich bin ja nebenbei auch noch Theologe und Prediger. Als solcher mit dem Geheimnis des göttlichen Menschen Jesus zwar vertraut, aber nie fertig. Jesu stachelt mich jeden Tag neu zu bisher unvertrauten Erkenntnissen über ihn an. Zum Beispiel diese, ist mir erst jetzt aufgegangen_ „Ich glaube nicht an die Wunder Jesu, ich glaube aber an das Wunder Jesus". Denn in Jesus vereinigen sich Gott und Mensch ganz und gar. Gott und Mensch nicht mehr zu trennen. Ich darf dran glauben. Und wenn ich dran glaube, dann springt in meinem Glauben dieses Wunder auf mich über. Ich erfahre mich als Wunder Gottes. Ist das nicht wunderbar - wenn man das mit 81 Jahren entdecken darf?

(Axel Denecke war bis 2003 Hauptpastor in der Kirche St. Katharinen in Hamburg)