Gedanken zum Tag

  • 04.05.2020
  • Prädikantin Dr. Almuth Märker

Die Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine geben als Lehrtext für heute eine Stelle aus dem 14. Kapitel des Lukasevangeliums vor. Sie stammt aus dem Gleichnis vom großen Abendmahl.

Ich denke zu Tagesbeginn über diese Worte nach:

„Und der Knecht im Gleichnis sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde.

Gestern feierten wir in der Thomaskirche nach den Wochen, in denen wir uns ausschließlich mit online-Gottesdiensten über Wasser hielten, zum ersten Mal wieder Gottesdienst als Gemeinde. Die Auflagen waren klar und gelten überall: Mundschutz tragen, die persönlichen Daten hinterlegen, Abstand halten, die Anzahl begrenzen. Ich stand zum Willkomm an der Bachtür, wo wir 25 Plätze vergeben durften. Kurz vor Gottesdienstbeginn waren 16 Gemeindeglieder eingelassen – noch 9 Plätze übrig. Ich blickte mich auf dem Thomaskirchhof um: Niemand da, den ich hätte einladen können; keine, die sich noch über einen der reservierten Plätze im Kirchenschiff hätte freuen können. Keine Busse mit Touristen, keine Familien mit herumtollenden Kindern, keine Passanten – niemand.

„Geh hinaus an die Zäune!“, so klingt es mir im Ohr. Gottes Wort an mich. Also werde ich beim nächsten Mal den Kameramann des mdr und seinen Stativträger ansprechen, die während des Gottesdienstes ihren Job machten: Ein Gottesdienst ist eine heilige Handlung. Die Menschen in den Bankreihen suchen Andacht. Das Vaterunser ist das Gebet, das Christinnen und Christen weltweit miteinander verbindet. Der vierstimmige Choral, den der 5-Personen-Chor von der Empore singt, bedeutet Balsam für die Seele. Beim Segen stellen wir uns unter Gottes Schutz und Geleit. All das glauben wir. „Seien Sie willkommen. Kommen Sie herein!“