Gedanken zum Tag

  • 15.05.2020
  • Gemeindepädagoge Patrick Freitag

Wüstenwanderung

Immer, wenn ich die Geschichte vom murrenden Volk Israel in der Wüste höre, denke ich mir: Wie kann es sein, dass diese Menschen sich so über ihre Situation beschweren, obwohl sie Gott nur wenige Seiten zuvor durch wundersame Weise aus der ägyptischen Gefangenschaft geführt hat? Das Volk Israel müsste doch eigentlich wissen, dass sich ihr Gott um sie kümmern wird! Aber mir fällt immer mehr auf, wie vermessen meine Kritik an den Israeliten eigentlich ist. Auf Gott zu vertrauen ist nämlich nicht immer so leicht, wie es einem gerne eingeredet wird. Gerade dann, wenn der Weg zur Freiheit länger ist als gedacht. Im Fall des Volkes Israel ganze 40 Jahre. Wenn die kurze Durststrecke zur Wüstenwanderung wird, ist es schwer darauf zu vertrauen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Da geht es uns heute nicht anderes als dem Volk Israel.

Worauf vertraue ich eigentlich? Darauf, dass Gott einfach alles wieder gut machen wird? Am besten genau so, wie ich mir das vorstelle? An dieser Vorstellung von Vertrauen scheitern die Israeliten immer wieder. Wenn in der Bibel von Vertrauen die Rede ist, dann ist etwas anderes gemeint: Es geht darum los zu lassen. Gott zu vertrauen bedeutet, dass ich mein Leben in die Hände Gottes lege. In die Hände des Gottes, der selbst im aussichtslosen Leid neue Hoffnung schenken kann. Diese Art von Vertrauen kommt nicht über Nacht. Es kostet Kraft. Aber um diese Kraft können wir Gott bitten. Deshalb beten wir immer wieder: „Dein Wille geschehe…“ (Matthäus Kapitel 6 Vers 10)