Gedanken zum Tag

  • 19.05.2020
  • Landesbischof i. R. Christoph Kähler

Wir wollen aber nicht sterben!

Ich habe die Losung von heute nicht bestimmt. Die Herrnhuter haben sie auch nicht ausgesucht, sondern lediglich ausgelost, aber vor drei Jahren ja noch nichts von Corona gewusst. Und schließlich hat der Prophet Ezechiel an seinem Verbannungsort von dieser neuen Seuche nie etwas gehört – wohl aber von anderen. 
Doch lesen Sie selbst: „So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben?“
Der erste Gedanke an die aktuelle Krise ist nahezu unausweichlich: Falsche Wege können zu Krankheit und Tod führen. Das gehört so unmittelbar zu unseren Erfahrungen, dass eigentlich keine Erinnerung daran nötig sein müsste. Wer Ohren und Augen im Kopf hat, könnte den Zusammenhang zwischen unangemessenem Verhalten und den bösen Folgen auch dann gut nachvollziehen, wenn die eigene Person, die eigene Familie und die Freunde noch nicht betroffen sind. Doch die zweite Überlegung führt über das aktuelle Geschehen hinaus, weil die bösen Wege eben sehr viel zahlreicher sind als nur Ahnungslosigkeit, Gedankenlosigkeit oder die Begrenzung auf die eigene Informationsblase. Verstehe ich den Propheten recht, verkündet er die Freiheit, falsche Wege zu verlassen, eigene Unsicherheiten oder Irrtümer einzugestehen und das zu tun, was jetzt dem Leben dienlich ist. Das muss bedacht und beraten werden, braucht den Blick über den Tellerrand: Auf die, die Hilfe und Vorsicht nötig haben. Auf den, der uns Kraft und Maßstäbe für die Hilfe gibt.-Denn: Wir wollen ja nicht sterben!

Landesbischof i.R. Christoph Kähler