Gedanken zum Tag

  • 22.05.2020
  • Reverend Dr. Robert G. Moore

Krieg gegen Corona?

Der Präsident der Vereinigten Staaten Donald Trump, aber auch der französische Präsident Emanuel Macron haben davon gesprochen, dass sie sich im „Krieg“ gegen das Coronavirus sehen. Keine Frage: Gegen die Ursachen von Krankheit, Leiden, Tod muss man kämpfen. Aber wird damit „Krieg“ zu einer geeigneten Metapher für die Herausforderung, der wir uns derzeit stellen müssen? Oder geht es doch nur darum, mit dem Bild des „Krieges“ diejenigen, die die Infizierten betreuen, oder die, die nach einem Impfmittel forschen, zu Kriegshelden erheben zu können? 
Doch Schwestern, Ärzte, Virologen sehen sich nicht als Helden, wohl aber verrichten sie Heldenhaftes. Denn das Virus ist nicht der böse Feind, der uns einen Krieg erklärt. Vielmehr ist das Coronavirus Teil der Schöpfung Gottes. Dass das Virus unter Umständen Leben bedrohen, ihm schaden, es töten kann, sollte uns nicht dazu verführen, in ihm den Grund allen Übels zu sehen. Vielmehr sollten wir seine Existenz zum Anlass nehmen, dass wir auf uns selbst schauen und uns fragen: Welche Bedeutung hat das Virus für die Art und Weise, wie wir leben? Wie gehen wir mit dem Konflikt um zwischen Gesundheitsfürsorge und wirtschaftlichem Wachstum, zwischen Freiheit und notwendigen Einschränkungen, zwischen Sicherung der Gegenwart und Gefährdung der Zukunft? Was nutzt es, in naher Zukunft ein Heilmittel zu finden, aber bis dahin besonders die Armen unter dem Virus gelitten haben? Was also dient wirklich dem Leben und macht uns selig? Wir merken: Es geht nicht um Krieg, sondern um das Ringen neuer Lebensperspektiven. Im Krieg wird zerstört, doch im Leben wird um Rettung, neue Perspektiven, Menschlichkeit gerungen. Alle, die da mitmachen, können sich als Helden verstehen – denn sie werden seliggesprochen:

Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. (Matthäus 5,3-7)