Gedanken zum Tag

  • 29.06.2020
  • Pfarrerin Jutta Michael

Der Wochenspruch für diese Woche klingt so schön theologisch: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“, und ist doch der Schlusssatz zu einer Geschichte, die eigentlich keiner Erklärung mehr bedarf. Sie kennen sie: Zachäus, ungeliebt, eigensinnig, unauffällig, wird von Jesus vom Maulbeerbaum gepflügt. Er ist reif für eine Verwandlung. Und die geschieht auch. Was passiert, wenn sich einer, der nur an sich denkt, jedem und allen misstraut, nur den eigenen Vorteil sucht, jemand also, den wir am liebsten dieses alles und noch mehr andichten würden, wenn sich also so jemand plötzlich rehabilitiert und wirklich glücklich in unserer Mitte wieder findet? Wir müssten zugestehen, dass viele der Vorwürfe unserer eigenen Phantasie entspringen, wir müssten erkennen, dass diese Vorurteile auch uns treffen könnten, würde nicht ab und an mal einer in unsere Runde treten, uns suchen, aufsuchen, es immer wieder mit uns versuchen, um uns selig zu machen. „Steig eilends herunter“, sagt Jesus. Der Moment, der die Veränderung auslöst, er hat nicht nur in der Geschichte mit Zachäus keine erklärenden Worte. Es geschieht einfach: Die Seligkeit, die wirst du erfahren, wenn du dich einlässt auf den andern, auf das Leben, auf die Zukunft. Die kannst du schmecken, beim nächsten Fest in deinem Haus oder bei der nächsten Begegnung ohne Vorurteile. Ein Vorgeschmack auf die ganze Seligkeit, das Heil, das Jesus dem Zachäus ins Haus bringt. Wir wissen nicht, was da bei Tisch alles gesprochen wurde. Wir lesen nur: Zachäus redet und handelt wie einer, dem es richtig gut geht, denn er tut anderen Gutes. - Ich bin sicher, es findet sich Gelegenheit, die Seligkeit unter uns ankommen zu lassen.
(Der Spruch ist das Ende der Erzählung der Begegnung Jesu mit Zachäus und steht im Lukas-Evangelium Kapitel 19 Vers 10.)