Heute ist der letzte Schultag in Sachsen. Sechs Wochen Sommerferien liegen vor uns – jedenfalls für die Schülerinnen und Schüler. Aber auch für viele Erwachsene wird sich die erste Gelegenheit zu einer „echten“ Pause ergeben nach der erzwungenen vor einigen Wochen. Wie werden wir diese Wochen füllen? Vielleicht kommen wir jetzt wirklich zur Ruhe und zum Nachdenken darüber, wie wir in Zukunft eigentlich miteinander leben wollen. Der – vorhersehbare – Exzess am mallorcinischen „Ballermann“ legt offen, was offenbar viele sich wünschen: Dass alles bitte bleiben möge wie es ist – einschließlich der im Urlaub beschworenen Maßlosigkeit: baggern, saufen, feiern. Aber ist ein Satz aus einem dort gängigen Schlager nicht schon längst in unser Alltagsleben eingedrungen: „Scheißegal, Malle ist nur einmal im Jahr?“ Erstmals seit längerem wird unsere Innenstadt im Sommer nicht mit Festen aller Art zugedröhnt (Stadtfest, Classic-Open etc.). Nichts gegen Feste und Feiern. Aber mit dem ständigen Übermaß an Lärm, Alkohol und anderer Maßlosigkeit tun wir uns keinen Gefallen. Sich betäuben und benebeln, wen macht das auf die Dauer glücklich? Vor was rennen wir da eigentlich weg? Ich war mir während des Corona-Lockdowns nicht sicher, ob uns das wirklich zum Nachdenken bringt über unsere Lebensweise. Das steht vielmehr jetzt an. Die Diskussion darüber, wie wir eigentlich zusammen weiterleben wollen – sie darf gerade jetzt nicht verstummen, wo so vieles wieder „normal“ zu sein scheint. Das wird es nicht werden. Unser Leben wird sich kolossal verändern – nicht zuletzt, wenn die eigentlichen (nicht nur) wirtschaftlichen Schäden am Jahresende wirklich sichtbar werden und sehr viele Leute neu anfangen werden. Vielleicht werden wir dabei das Verhältnis von Arbeit und Erholung neu gewichten. Werden vorsichtiger mit den Ressourcen und unseren Kräften umgehen. Werden uns und anderen mehr Ruhe und Rücksicht gönnen. Und werden merken: Ballermänner braucht kein Mensch.

In diesem Sinne: Schöne Ferien – erholen Sie sich bitte gut!