Gedanken zum Tag

  • 21.07.2020
  • Pfarrerin Jutta Michael

Perspektivwechsel

Was sagst du, wenn du etwas bekommen hast? Mit diesem oder ähnlichen Sätzen sind wir alle groß geworden. Von da an, wo wir entscheiden konnten, wofür wir wem Danke sagen, gingen die „Danke“ erst nach Prüfung über die Lippen.
Für jede Selbstverständlichkeit Danke sagen? Ist es nicht besser, aufzupassen, dass das Pendent zum Zauberwort nicht zur Floskel wird?

Der heutige Bibelvers aus dem Neuen Testament ermuntert uns, tatsächlich in allen Dingen dankbar zu sein:

„Seid dankbar in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.“ (1. Thessalonicher 5,18)

Wirklich in allen Dingen? Ja, weil es hilft, den Alltag zu bewältigen, weil es Lebensbejahung schenkt.   So gesehen helfen auch diese schlichten Danke-Sätze:

Ich bin dankbar...

  • für die Steuern, die ich zahle, weil das bedeutet, ich habe Arbeit und Einkommen.
  • für die Hose, die ein bisschen zu eng sitzt, weil das bedeutet, ich habe genug zu essen.
  • für das Aufräumen nach einer Feier, weil das bedeutet, ich war von lieben Menschen umgeben.
  • für die Fenster, die geputzt werden müssen, weil das bedeutet, ich habe ein Zuhause.
  • für die lauten Beschwerden über die Regierung, weil das bedeutet, wir leben in einem freien Land und haben das Recht auf freie Meinungsäußerung.
  • für die Frau, die in der Gemeinde hinter mir sitzt und falsch singt, weil das bedeutet, dass ich gut hören kann. 
  • für den Wecker, der morgens klingelt, weil das bedeutet, mir wird ein neuer Tag geschenkt.

Gefunden in einem Gemeindebrief; und da waren sie wohl auch von irgendwo hergenommen. Also bitte: übernehmen, ergänzen, weitergeben! Denn der Schreiber des Briefes, Paulus, ermutigt uns zu Dankbarkeit, weil er die Quelle kennt, die seine Mahnung zur Dankbarkeit überhaupt erst sinnvoll macht. Er hätte es auch aus der anderen Perspektive beschreiben können; etwa so: Gott liebt dich! Lebe aus dieser Liebe! Bleib mit dem, der sie schenkt, im Kontakt, denn er will, dass dein Leben gelingt! Oder, wie der Psalmbeter bekennt:                                                                                                                                        

  „Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen und erzähle alle deine Wunder.“ (Psalm 9,2)