Predigt im Familiengottesdienst

  • 21.01.2024 , letzter Sonntag nach Epiphanias
  • Pfarrer Martin Hundertmark

Predigt im Familiengottesdienst am 21.1.2024, St. Thomas zu Leipzig um 11 Uhr „Wo Du hingehst, da will auch ich hingehen“ – spannende Wege mit Gott: Rut

 

Liebe Kinder, liebe Erwachsene,

 

welcher Weg ist der richtige Weg? Vor dieser Frage standen die beiden Schwestern Rut und Orpa. Die eine Schwester konnte es nicht übers Herz bringen, ihre Heimat zu verlassen. Und die andere Schwester konnte es nicht übers Herz bringen, ihre Schwiegermutter zu verlassen. Also trennen sich die Schwestern. Jede geht ihren eigenen Weg mit ihrem Gott. Bei Rut ist es jedoch besonders interessant.

Denn sie findet auf ihrem Weg den Gott ihrer Schwiegermutter Noomi. Es ist der Gott, mit dem wir jeden Sonntag Gottesdienst feiern und zu dem wir beten. Rut wird eine ganz wichtige Person in unserer Bibel. Doch dazu kommen wir gleich.

Wir singen jetzt ersteinmal vom Lied „Vertraut den neuen Wegen“ die erste Strophe

Lied: EG 395, 1

 

Vertraut den neuen Wegen,

auf die der Herr uns weist,

weil Leben heißt: sich regen,

weil Leben wandern heißt.

Seit leuchtend Gottes Bogen

am hohen Himmel stand,

sind Menschen ausgezogen

in das gelobte Land.

 

Weil Leben wandern heißt, haben wir gerade miteinander gesungen. Manchmal, liebe Erwachsene und liebe Kinder, ist es notwendig, aufzubrechen und neu anzufangen. Das erzählt uns die Geschichte von Rut. Jeder, der schonmal umziehen musste, weiß wie das ist, wenn man an einen neuen Ort kommt mit all den neuen Dingen, die es zu entdecken gilt und mit all der Trauer über das, was man nicht mitnehmen kann.

Die Geschichte von Rut ist eine besondere Geschichte, weil sie uns aufgeschrieben ist, damit wir zwei Dinge mitnehmen für unser Zusammensein.

Erstens: Ihr habt Verantwortung für arme Menschen

Dafür steht die kleine Episode des Ährenlesens. Nach der Ernte durften arme Menschen aufs Feld gehen, um die Kornähren aufzulesen, die noch übrig oder heruntergefallen waren. Das war ausdrücklich erlaubt. Somit hatten arme Menschen wie die Witwe Noomi und ihre Schwiegertochter Rut die Chance, sich selbst um Nahrung zu kümmern. Auf dem Weg in das neue Land erfährt Rut, wie sie bewahrt und behütet wird. Und sie macht die Erfahrung, dass ihr eine neue Aufgabe zugemessen wird. Gott braucht sie jetzt woanders als in ihrer Heimat. Wir singen wieder gemeinsam.

 

Lied EG 395, 2

 

Vertraut den neuen Wegen

und wandert in die Zeit!

Gott will, dass ihr ein Segen

für seine Erde seid.

Der uns in frühen Zeiten

das Leben eingehaucht,

der wird uns dahin leiten,

wo er uns will und braucht.

 

Liebe Kinder, liebe Erwachsene,

der zweite Gedanke aus der Geschichte zum Mitnehmen für uns heute lautet:

Eine Fremde muss ihre Chance bekommen

Rut ist noch jung und die Trauer über den Verlust ihres Mannes stellt sie vor eine große Herausforderung. Wie soll es mit mir weitergehen? Wer wird für mich Verantwortung übernehmen?

Sorgen und Ängste waren groß. Ebenso groß war auch die Liebe zu Noomi ihrer Schwiegermutter.

Die Familie muss zusammenhalten. Rut vertraut auf die Erfahrung von Noomi mit ihrem Gott. Deshalb nimmt sie den Rat von Noomi an, sich im fremden Land zu integrieren, dort auf dem Feld zu arbeiten, neue Leute kennenlernen und Ausschau zu halten nach jemanden, mit dem sie eine eigene Familie gründen kann. Rut bekommt ihre Chance, ihr Leben an einem neuen Ort selbst in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Aus der fremden Frau, die anders aussieht als die Einheimischen, wird schnell eine angesehene Frau, für die Treue, Ehrlichkeit und Familie besonders wichtig sind. Das erkennen alle an. Rut möchte nicht, dass es in der neuen Heimat so ist, wie es für sie gewohnt war, sondern sie ist bereit, sich auf neue Bräuche, neue Menschen und auch auf einen für sie neuen Gott einzulassen. Dabei macht sie die Erfahrung, dass dieser Gott ihr die Tore und Türen für eine glückliche Zukunft ganz weit öffnet.

Lied EG 395, 3

 

Vertraut den neuen Wegen,

auf die uns Gott gesandt!

Er selbst kommt uns entgegen.

Die Zukunft ist sein Land.

Wer aufbricht, der kann hoffen

in Zeit und Ewigkeit.

Die Tore stehen offen.

Das Land ist hell und weit.

 

Liebe Kinder, liebe Erwachsene,

Die Geschichte von Rut, Noomi und Boas will heute allen Menschen Mut machen, die vor schwierigen Entscheidungen stehen, wohin ihr Weg gehen soll.

Am Ende ist es für Rut gut geworden. Sie hat eine neue Heimat gefunden und eine neue Familie wurde gegründet. Ihr großes Vertrauen auf Gott wurde belohnt. Er führte sie an einen neuen Ort - dorthin, wo er sie jetzt brauchte.

Ihr Sohn Obed wird der Vater von Isai.

Isai wird der Vater von David.

Somit ist Rut die Ur-Großmutter des Königs David und  eingebunden in die Ahnentafel des kleinen Jesuskindes.

Gottes Friede und sein Segen mögen uns begleiten auf allen Wegen, die vor uns liegen. Amen.

 

Lied EG 352, 1-3 „Alles ist an Gottes Segen“