Predigt im Online-Gottesdienst

  • 12.04.2020 , Ostersonntag
  • Pfarrer Martin Hundertmark

 Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen. 

„…denn sie fürchteten sich.“ Vier Worte am Ende des Markusevangeliums, liebe Gemeinde.

In ihnen wird brennglasgleich der ganze Ostermorgen verdichtet. Wo elementare Gewissheiten verschwinden, folgt Furcht. Das ist zutiefst menschlich. Eine dieser Gewissheiten ist: Unsere Toten haben auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte. Wenn wir dorthin gehen, um zu trauern, wollen wir keine Überraschung – schon gar nicht ein offenes Grab.
Die Entdeckung eines leeren Grabes setzt nicht den Beginn unseres Glaubens. Sie sorgt eher für Angst und Furcht.
Frohe Botschaft beginnt vielmehr dort, wo ich dem lebendigen Christus begegne.
Der Weg dorthin ist steinig.
Wir müssen ihn immer wieder neu gehen.
Deshalb zu allererst ein freundlich, bestimmtes Wort.

  1. „Entsetzt euch nicht“

Der unmittelbare Zuspruch ist zunächst von großer Bedeutung. Er beruhigt und nimmt den ersten Schrecken. Dadurch kann die Botschaft überhaupt erst an die Frau gebracht werden. Angst braucht der Glaube nicht, um wachsen zu können, weder am Ostermorgen noch zu irgendeiner anderen Zeit. Besonders wenn Menschen aus Glauben und Angst eine unheilige Allianz schmieden wollen, bedarf es des österliches Einspruchs: Entsetzt bzw. Fürchtet euch nicht.

2.) „Der durch seiner Gnaden Glanz erleuchtet unsre Herzen ganz“

So hörten wir es eben in der Kantate.
Die Ostermorgensonne taucht nicht von jetzt auf gleich alles in Licht. Sie lässt es nach und nach hell werden. Gleichermaßen durchdringt das neue Leben des Auferstandenen mein Leben unter den Bedingungen eines oft widrigen Alltags. Das Christuslicht macht ihn aber zum Sonntag und leuchtet in mein Herz.
Die frohe Botschaft des Ostermorgens braucht Zeit und Geduld. Beides sich zuzugestehen fällt uns Menschen sehr schwer. Nach drei Wochen mit massiven Einschränkungen im Berufsalltag und im Privaten wissen wir Zeit und Geduld neu eingeordnet im eigenen Leben.
Jene Frauen am leeren Grab benötigten Zeit, um die frohe Botschaft wirklich aufnehmen zu können. Erst dann konnten sie selber zu Botschafterinnen des Glaubens werden. 

3.) „…ich bin stets sein Gesell“

Der erzwungene Verzicht führt uns besonders vor Augen, wie wir gerade heute am Osterfest eine große Gesellschaft vermissen.
Paulus formuliert im Römerbrief (8. Kapitel):
„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben … uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist“.
Solche Gesellschaft ist lebenswichtig, liebe Gemeinde. Denn sie suche ich mir nicht aus, sondern ich lasse mich vielmehr von Christus finden. Dann aber gilt sein unverbrüchliches Versprechen. Du bist mein Kind, angenommen in der Taufe. Ich lasse dich nicht mehr los, sondern nehme dich überall mit – auch durch den Tod und erst recht ins neue Leben.

4.) „…mein Heiland ist mein Schild“

Wo die Welt aus den Fugen gerät, suchen wir Hände ringend nach Sicherheit und Schutz. Das galt in Kriegszeiten ebenso wie in der momentanen globalen Krise und erst recht gilt es bei persönlicher Existenzgefährdung. Wo alles tobt, wütet und die den Nachtschlaf raubende Sorge viral wird, ist Ruhe schwer zu finden.
Und auf der anderer Seite, wenn alles still steht, werden die sich ständig im Kreis drehenden Gedanken der Seele zur Gefahr. Wird es das Osterevangelium auch in diesen Alltag schaffen?
Ja, davon bin ich fest überzeugt. Denn Christus nimmt sich meiner an –im Leben und im Leiden. Das ist ja das Besondere an seiner Begleitung. Sie scheut die Schwierigkeiten nicht. Selbst dort, wo menschliche Liebe und Treue an ihre Grenzen kommen, bleibt Christus als der verlässliche Schild gegen alles Toben und Wüten.
Paul Gerhards Osterlied „Auf, auf mein Herz mit Freuden“ (Evangelisches Gesangbuch Nr.112) 
mit seinen acht Strophen ist als Lektüre und Gesang lohnenswert. In jeder Strophe finde ich eine Spur jenes lebendigen Christus, von dem die ersten Zeugen erzählten. So heißt es z. B. in Strophe sieben: 

„Es tobe, was da kann,
mein Haupt nimmt sich mein an,
mein Heiland ist mein Schild,
der alles Toben stillt.“

Der Ostermorgen leuchtet in diesem Lied. Er leuchtet in der Kantate und in jeder liebevollen Botschaft, die wir uns heute gegenseitig zusprechen.
Möge uns der lebendige Christus begegnen – in Tönen, Worten und Taten.
Fürchte euch nicht! Nicht vor dem Tod
und erst recht nicht vor dem Leben. Amen.

Und der Friede Gottes bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Gebet für den Online-Gottesdienst am Ostersonntag 2020 
 
Christus, wir danken Dir für das österliche Geschenk deiner Auferstehung und bitten dich für alle, denen der Glaube an deine Kraft schwer fällt. Sei ihnen nahe mit deiner Liebe und deinem Trost.
 

Licht scheint dort in unseren Alltag wo wir es vermögen, den Blick weg von uns selbst und hin zum Nächsten zu richten, um für ihn da zu sein. Wir bitten dich für alle, die unter der Kreuzeslast ihres Lebens zu zerbrechen drohen, weil sie sich um ihre Existenz sorgen müssen, weil sie an der momentanen Situation leiden oder auf den Tod warten.

Der Ostermorgen schenkt uns Hoffnung.

 So wollen wir auf deine Kraft, die auch Tod bringende Strukturen aufbrechen kann, hoffen und bitten dich um Mut. Lass uns widerstehen, wo Leben bedroht und vernichtet wird. Lass uns Grenzen überwinden, die in den Köpfen und die unserer Möglichkeiten, damit Leben gelingen kann.


Welt
weit erleben wir wie anfällig unser Wirtschaften und unsere Art zu leben sind. Lass uns daraus die richtigen Schlüsse ziehen, damit wir auch wirklich neu anfangen zu denken und die Coronakrise als Chance zum Neubeginn nutzen. Wir bitten dich für alle, die mit ihren Entscheidungen im Kleinen und im Großen dazu beitragen können.

Zu Dir rufen wir, Herr, Jesus Christus mit deinen Worten und beten gemeinsam:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gibt uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.