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  • 14.07.2021
  • Prof. Dr. Thomas Herrmann

Carl Gustav Carus

Arzt, Maler, Naturforscher- ein Universalgelehrter im 19. Jahrhundert

Carl Gustav Carus (1789-1869) zählt zu den großen Persönlichkeiten des ausgehenden klassizistischen Zeitalters.

Geboren als Sohn eines Färbers  am 3. Januar 1789 im „Haus zum Blauen Lamm“, Ranstädter Steinweg 14 in Leipzig  studiert er in dieser Stadt Medizin, war in den Lazaretten der Völkerschlacht 1813 erstmals ärztlich tätig und wurde mit nur 25 Jahren zum Professor und Leiter der Entbindungsanstalt  der medizinisch- chirurgischen Akademie Dresden berufen. Neben weiterer erfolgreicher ärztlicher Tätigkeit, die ihn zum Leibarztes der Sächsischen Könige werden ließ, war er sowohl ein begabter Maler der Romantik (wesentlich durch Caspar David Friedrich beeinflusst) sowie ein vielbeschäftigter Naturforscher und Schriftsteller.

Die in seinen Lebenserinnerungen ausführlich beschriebenen Reisen nach Italien lassen sich zwanglos seinen selbstgewählten Lebensaufgaben zuordnen. Dabei handelt  es sich nicht um die damals üblichen Kavaliers - und Bildungstouren (dazu fehlte Carus anfänglich schon das Geld), sondern es sind  Reisen, bei denen er nicht nur die großen norditalienischen Städte mit ihrer  Museen  und Kunstschätzen besucht , sondern auch umfangreiche naturwissenschaftliche Studien treibt. 

Letzteren Inhalt hat vor allem seine erste italienische Reise 1821. Eine Besonderheit dieser Reise  von Dresden nach Genua ist seine Begegnung mit Johann Wolfgang von Goethe in Weimar, den er nicht nur verehrt, sondern mit dem in eine umfangreiche lebenslange Korrespondenz verbindet.

Bei seiner zweiten Italienreise (1828) nach Neapel und Rom begleitet er den sächsischen Prinzen Friedrich als  dessen Leibarzt. In seinen Lebenserinnerungen klagt er darüber, dass die gesellschaftlichen Verpflichtungen als Leibarzt und damit gewissermaßen Angestellter des Dresdner Hofes ihm bei dieser Reise nicht genügend Zeit für die Beschäftigung mit der italienischen Kunst erlauben.

Seine dritte Italienreise (1841) hat wichtige medizinische Hintergründe, da er als inzwischen sehr bekannter Arzt an das Krankenbett der an Tuberkulose erkrankten Tochter des Großherzogs von Toskana nach Florenz gerufen wird.

Später dokumentiert er seine Reiseerlebnisse auch in einer Fülle von Bildern, die - obwohl von einem nicht akademisch ausgebildeten Maler geschaffen - sich heute in vielen großen Galerien weltweit betrachten lassen.

Als Besonderheit darf gelten, dass Carl Gustav Carus in seinen  „Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten“, die er achtundfünzigjährig begonnen und erst im 78. Lebensjahr abgeschlossen hat, ein umfangreiches Werk von hoher zeitgeschichtlicher Relevanz hinterlassen hat. Es erlaubt interessante Einblicke in die Welt der besonderen Persönlichkeit Carl Gustav Carus’ im ausgehenden klassizistischen  Zeitalter aber auch  dessen Sicht auf Naturwissenschaft, Philosophie und Kunst. Diese biografischen Notizen dienten als wesentliche Quelle für diesen Vortrag.